Schulungen als Teil der Cyberhygiene nach NIS2

Die NIS2-Richtlinie betont die Bedeutung von Cyberhygiene für die IT-Sicherheit von Unternehmen. Schulungen sind ein entscheidender Faktor, um die Sicherheit der Informationstechnologie zu gewährleisten. Die Richtlinie fordert neben technischen Maßnahmen ausdrücklich Sensibilisierungs- und Schulungsmaßnahmen für Mitarbeitende und das Management. Diese Vorgaben sind von großer Bedeutung für die Verbesserung der IT-Sicherheit und setzen ein deutliches Signal: Die Verantwortung für Cybersicherheit liegt auf allen Ebenen – vom neuen Mitarbeitenden bis zur Unternehmensführung.

Die NIS2-Richtlinie verpflichtet zur Schulung aller Beschäftigten, die mit Netz- und Informationssystemen interagieren. Dies betrifft nicht nur Mitarbeitende der IT, sondern auch andere Fachbereiche sowie insbesondere das Management. Für Führungskräfte ist die Teilnahme an Cybersicherheitsschulungen von besonderer Bedeutung, da ihre Entscheidungen maßgeblichen Einfluss auf die IT-Sicherheitsstrategie haben. Darüber hinaus ist das Management in der Haftung, wenn es keine hinreichenden Maßnahmen zur Minimierung von IT-Sicherheitsrisiken ergreift.

Unzureichende Schulungen oder das Ignorieren von Cybersicherheitsanforderungen können bei Sicherheitsvorfällen nicht nur zu erheblichen finanziellen Schäden führen, sondern auch rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Eine gut geschulte Belegschaft, einschließlich der Geschäftsleitung, reduziert nachweislich die Wahrscheinlichkeit und das Schadensausmaß von IT-Sicherheitsvorfällen. Daher sind Schulungen als Teil der Cyberhygiene in Art 21 NIS2-RiLi, §30 BSIG und Kapitel 8.2 des Annex der NIS2UmsVO enthalten.

Die Inhalte der Schulungen müssen individuell auf die spezifischen Anforderungen und Risiken der jeweiligen Branche sowie der IT-Infrastruktur des Unternehmens zugeschnitten werden. Standardisierte Schulungsprogramme sind in diesem Zusammenhang nicht ausreichend. Die Inhalte sollten praxisnah gestaltet sein und reale Bedrohungsszenarien abbilden.

Ein durchdachter Onboarding-Prozess für neue Mitarbeitende ist von grundlegender Bedeutung, um von Beginn an ein Bewusstsein für Cybersicherheitsrisiken zu schaffen. Des Weiteren ist eine regelmäßige Wiederholung der Schulungen erforderlich, um das Wissen aufzufrischen und an neue Bedrohungslagen anzupassen. Dabei ist sicherzustellen, dass die Schulungsinhalte variieren und auf den jeweiligen Kenntnisstand der Teilnehmenden abgestimmt sind.

Lernpfade als Schlüssel zu nachhaltigem Lernen
Das Konzept der Lernpfade bietet eine innovative Lösung für effektive und nachhaltige Schulungen. Die Schulungsinhalte werden dabei in modularen Abschnitten angeboten, die aufeinander aufbauen und sich an die jeweilige Rolle sowie den Kenntnisstand der Mitarbeitenden anpassen. So könnte beispielsweise sichergestellt werden, dass grundlegende Sicherheitsaspekte wie Passwortsicherheit für alle Mitarbeitenden verpflichtend sind, während spezialisierte Inhalte wie die Absicherung von Remote-Arbeitsplätzen für bestimmte Abteilungen vorgesehen sind.

Diese dynamische Herangehensweise stellt sicher, dass Schulungen nicht monoton wirken und die Teilnehmenden durch wechselnde Schwerpunkte kontinuierlich motiviert bleiben. Des Weiteren können Lernpfade gezielt erweitert werden, um neuen Bedrohungen oder Technologien Rechnung zu tragen.

Ein regelmäßiges Reporting über die Teilnahme und den Fortschritt ist neben der Durchführung von Schulungen unverzichtbar. Es ist von großer Bedeutung, dass alle Mitarbeitenden, einschließlich des Managements, ihre Schulungen absolvieren. Ein entsprechendes Berichtssystem ermöglicht die frühzeitige Erkennung potenzieller Lücken und stellt sicher, dass bei Bedarf nachgesteuert werden kann. Ein solches Reporting gewährleistet zudem, dass Unternehmen im Falle einer behördlichen Prüfung den Nachweis erbringen können, ihrer Schulungspflicht nachgekommen zu sein.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Cyberhygiene eine wichtige Präventionsmaßnahme ist. Die NIS2-Richtlinie verdeutlicht, dass Cybersicherheit für Unternehmen von grundlegender Bedeutung ist und nicht als optionaler Zusatz betrachtet werden kann. Die Schulung von Mitarbeitenden und Management stellt dabei einen zentralen Bestandteil der Cyberhygiene dar. Sie stärkt nicht nur das Sicherheitsbewusstsein, sondern reduziert nachweislich das Risiko und die Auswirkungen von IT-Sicherheitsvorfällen. Unternehmen, die auf angepasste Schulungsinhalte, regelmäßige Wiederholungen und ein umfassendes Reporting setzen, legen den Grundstein für eine widerstandsfähige IT-Sicherheitskultur.